DAS KUBANISCHE STRAFSYSTEM

Nach dem Sieg der Revolution im Jahre 1959 wurde ein Strafsystem übernommen, das gekennzeichnet war von sexueller Zügellosigkeit, juristischer und administrativer Korruption, gnadenlosen Verbrechen, Rassen- und sozialer Diskriminierung und von einer brutalen Behandlung bestrafter Menschen zum Schaden ihrer Integrität und Menschenwürde.

Mit dem Sieg der Revolution begann ein Prozess von Umgestaltungen, die zu einer Verbesserung der menschlichen Bedingungen und des sozialen Verhaltens von Häftlingen beitrugen.

Dieser Prozess war u. a. in folgende Richtungen orientiert:

  1. Annahme eines fortschrittlicheren und gerechteren progressiven Systems;
  2. Einstufungskriterien der Strafgefangenen, die eine bessere kollektive und individuelle Behandlung gewährleisten;
  3. Einbeziehung der Häftlinge in freiwillige, gesellschaftlich nützliche und vergütete Arbeit mit dem Ziel der Bildung und Erziehung sowie der Hilfe und sozialen Sicherheit für die Familie:
  4. Organisierung eines Untersystems für allgemeine und fachliche Bildung, das sich in das kostenfreie Bildungssystem des Landes einfügt;
  5. Entwicklung von Aktivitäten künstlerischen, kulturellen und sportlichen Charakters unter Beteiligung von staatlichen Institutionen sowie gesellschaftlichen und Massenorganisationen.

Inzwischen wurden grosse Fortschritte in diesem Bereich gemacht. Neue Einrichtungen wurden gebaut oder bestehende umgestaltet, so dass sich die Haftbedingungen in den Strafanstalten verbesserten. Die Häftlinge beteiligten sich aktiv an der Realisierung sozialer und ökonomischer Vorhaben (Schulen, Produktionsstätten, Wohnungen u.a.) sowie an der Produktion von Nahrungsmitteln, Baumaterialien und diversen andern Produktionen. Diese Aktivitäten trugen nicht nur zur Herausbildung menschlicher Werte bei, sondern stellten auch bedeutende ökonomische und soziale Leistungen dar und hatten beachtliche soziale Auswirkungen auf die Häftlinge und ihre Familien.
Zudem werden den Strafgefangenen Schulbildung, technische Berufsbildung, eine angemessene Ernährung, die Kommunikation mit ihren Angehörigen und eine gerechte und humane Behandlung gewährt.

Audiovisuelles Programm:

Seine Umsetzung begann im Oktober 2001. Heute existiert es in allen Strafanstalten des Landes.

Jede dieser Anstalten wurde mit TV-Geräten und Video-Ausrüstungen für Bildungzwecke ausgestattet. Auf der Grundlage des ausgearbeiteten Lehrplans mit dem Namen „Auf neuen Wegen“ werden mehrere Fächer unterrichtet, die im Programm „Universität für alle“ (zur Förderung der Allgemeinbildung der Bevölkerung) enthalten sind. Hinzu kommen weitere Bildungsmaterialien und Filme.

Der Bildschirm erweist sich heute in den kubanischen Gefängnissen als ein positives Führungselement, das zur Hebung des Bildungsstandes der Strafgefangenen beiträgt und sie auf ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft vorbereitet.

Das Projekt „Wiedereingliederung“:

Vielleicht werden bei der Umsetzung dieses Programms die meisten Fortschritte verzeichnet.

Dieses Projekt stützt sich auf hochqualifiziertes professionelles Personal, das direkt mit den Insassen arbeitet, die in Gruppen von 25 bis 30 Personen organisiert sind.

Jeder Häftling wird von einer interdisziplinären Gruppe von Psychologen, Pädagogen und Juristen eingeschätzt. Weiterhin werden psychometrische Analysen vorgenommen und Gespräche sowohl mit den Häftlingen als auch mit ihren Angehörigen geführt, um einen individuellen Vorgehensplan für jeden einzelnen zu erarbeiten mit dem Ziel, die bewusste und freiwillige Verpflichtung zu erreichen, dass sie gemeinsam für ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft arbeiten.

Programm zur differenzierten Behandlung junger Straftäter:

Dieses steht in engem Zusammenhang mit dem vorhergehenden Programm.

Ungeachtet der ökonomischen Einschränkungen durch knappe Mittel wurden vom kubanischen Strafsystem im ganzen Land spezielle Anstalten für junge Straftäter eingerichtet, wo diese nicht nur eine individuelle Einstufung erfahren, sondern wo auch die Bedingungen zur Anwendung eines Erziehungssystems für junge Leute im Stadium der Persönlichkeitsbildung geschaffen werden.

Programm zur Entwicklung von Gefängnisbibliotheken

Die bestehen Bibliotheken können von Gefangenen und Aufsichtspersonal genutzt werden.

Ausser der Arbeitsvereinbarung mit der Nationalbibliothek José Martí gibt es weitere Bibliotheken auf Provinz- und Gemeindebezirksebene, die bei der vorgenannten Qualifizierung helfen und Bücher ausleihen oder schenken.
In vielen Haftanstalten wird für die Schenkung von Büchern für ihre Bibliotheken geworben. Diese Bücher kommen von gesellschaftlichen und Massenorganisationen, vom Aufsichtspersonal der Anstalt und von Angehörigen der Häftlinge.

Programm zur Entwicklung von Lehrgängen für Krankenpflege:

Hier handelt es sich um ein Gemeinschaftsprogramm der Strafanstalten und des Ministeriums für Gesundheitswesen. Seine Umsetzung begann im März 2004 mit der Organisierung des ersten Lehrgangs.

Der Unterricht beruht auf dem Prinzip der Freiwilligkeit und wird ausgewählten Häftlingen erteilt, die sich durch gute Disziplin auszeichnen und die 12. Klasse abgeschlossen haben.

Der Lehrgang findet im Nationalen Krankenhaus für Häftlinge –einem Lehrkrankenhaus mit Sitz im Gefängnis Combinado del Este- in der Hauptstadt des Landes statt.

Vorgesehen ist die Ausweitung dieses Programms auf die anderen Provinzen des Landes.

Programm zur Entwicklung gesellschaftlich nützlicher Arbeit durch Strafgefangene

Die freiwillige und vergütete gesellschaftlich nützliche Arbeit der kubanischen Strafgefangenen ist seit dem Sieg der Revolution eines der vorrangigen Ziele des kubanischen Strafsystems.

Programm zur differenzierten Behandlung strafgefangener Frauen:

Das kubanische Strafsystem widmet den weiblichen Häftlingen besondere Aufmerksamkeit.

Frauengefägnis

Die weiblichen Strafgefangenen Kubas werden ordnungsgemäss in exklusiv für sie bestimmte Haftanstalten eingestuft und von Aufsichtspersonal gleichen Geschlechts direkt betreut.

Frauengefägnis

Ebenso wie Männer werden auch weibliche Häftlinge in Bildung und vergütete Arbeit einbezogen und können eine Berufsausbildung als Lehrerinnen für Körperkultur und Sport, Bibliothekarinnen, Köchinnen, Gaststättenangestellte, Schneiderin, Friseuse u. a. machen.

Programm zur Entwicklung des Sports:

Die regelmässige sportliche Betätigung ist Bestandteil der edukativen Behandlung der Strafgefangenen.

In Zusammenarbeit mit dem Nationalen Institut für Sport und Freizeitgestaltung (INDER) werden innerhalb des Strafsystems sportliche Veranstaltungen auf örtlicher, provinzieller, regionaler und nationaler Ebene organisiert.

2005 fand auch ein nationaler Ausscheid für feminine Aerobik statt.

Programm zur Entwicklung der Kultur:

Es wurde eine Laienbewegung in verschiedenen Disziplinen organisiert, u. a. Gruppen für Musik, Theater, Tanz, bildende Künste, und es finden im Rahmen des Strafsystems Festivals statt. Zudem beteiligen sich inhaftierte Laienkünstler an kulturellen Ereignissen des Landes.

Die Information der Strafgefangenen über das nationale und internationale Geschehen wird durch Vergabe von Zeitungen und Zeitschriften sowie Rundfunk und Fernsehen bis zum Sendeschluss gewährleistet.

Die Vervollkommung des kubanischen Strafsystems hebt das Selbstwertgefühl der Häftlinge. Sie und ihre Angehörigen sehen optimistischer in die Zukunft und sind dankbar für die Bemühungen, die –ungeachtet der ökonomischen Schwierigkeiten und Beschränkungen- von der Revolution und der Führung des Landes unternommen werden, um ihnen eine gerechte und humane Behandlung zuteil werden zu lassen und sie als aufrichtige und gebildete Männer und Frauen auf ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft vorzubereiten.